Sonnenbrand bei Pferden

Sonnenbrand beim Pferd - so handelst du richtig.

Heutzutage ist Sonnenbrand bei Pferden nicht mehr nur im Sommer ein Problem. Die Ozonschicht, die etwa 15 bis 30 Kilometer über der Erde liegt, wird immer dünner. Dadurch gelangen mehr schädliche UV-Strahlen zur Erde und können die Haut der Pferde im Sommer und auch in milden Wintern verletzen.

Die Winter sind oft mild und die Sommer heiß und trocken, mit Temperaturen über 35 °C. Auch im Frühling und Herbst gibt es immer mehr sonnige und warme Tage. Obwohl schönes Wetter Freude bereitet, kann die Sonne Hautirritationen, Allergien und Sonnenbrand verursachen.

Im Winter, Frühling und Herbst scheint die Sonne zwar weniger intensiv, aber sie kann trotzdem Sonnenbrand auslösen. Die Gefahr wird oft unterschätzt, weil die Sonne oft mit kühlen Temperaturen und Wind einhergeht.

 

Wie gefährlich sind die Sonnenstrahlen?

Das Sonnenlicht besteht unter anderem aus utravioleter Strahlung, auch bekannt als UV-Strahlung. Sie ist besonders gefährlich, da man sie weder sehen, noch fühlen kann. In der Regel spürt man sie erst, wenn es zu spät ist und die Haut verbrannt ist. Zudem vergessen viele Menschen, dass die gefürchtete UV-Strahlung auch an bewölkten Tagen bis zur Erdoberfläche vordringt und Hautreitzungen- und Irritationen verursachen kann. Man untergliedert sie nochmals in UV-A-Strahlen, UV-B-Strahlen und UV-C-Strahlen.

  • UV-C-Strahlen stellen keinerlei Bedrohung dar, da sie nicht bis auf die Erdoberfläche vordringen.

  • UV-B-Strahlen sorgen einerseits dafür, dass der D-Vitamin-Haushalt im Körper angeregt und gesteigert wird. Andererseits kann sie bei zu intensiver Bestrahlung die oberen Hautzellen zerstören und zu Entzündungen auf der Hautoberfläche führen. Blutgefäße weiten sich und gerötete Hautpartien werden ersichtlich. UV-B-Strahlung ist kurzwellig und liegt im Wellenlängenbereich zw. 280 und 315 Nanometer. Sie kann unter verschiedenen Bedingungen verstärkt wirken. Am intensivsten wirkt sie in Äquatornähe in den Sonnenmonaten. Zur Mittagszeit erreicht sie ihren höchsten Stand und kann bis zu 150-mal stärker wirken. Stark reflektierende Objekte und Flächen wie Schnee, Sand und Wasser begünstigen die Wirkung der UV-B-Strahlen. Zudem sind Ställe in höheren Lagen häufiger davon betroffen. Auch wenn die Sonne nicht direkt scheint und von Wolken verdeckt wird, können UV-B-Strahlen bis zur Erdoberfläche vordringen.

  • UV-A-Strahlen sind langwellig und dringen in tiefer liegende Haut- und Gewebeschichten vor. Sie bewirken die Veränderung und Zerstörung von Gewebe und Erbgut.

  • UV-A- und UV-B-Strahlen schädigen die Haut der Tiere und von uns Menschen, wenn wir ihnen zulange ungeschützt ausgesetzt sind.

 

Können bleibende Schäden auftreten?

In Maßen sind Sonnenstrahlen in Ordnung und ziehen keine großen Beschwerden nach sich. Häufen sich jedoch Verbrennungen, Irritationen, Allergien und Co durch die UV-B-Strahlung, so steigt das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Prinzipiell nehmen die obersten Haut- und Gewebeschichten IMMER Schaden, wenn sie verbrannt sind. Auch die UV-A-Strahlung erhöht das Risiko von Hautkrankheiten, insbesondere Hautkrebs. Regelmäßige Hautirritationen können Juckreitz verursachen, welcher gelegntlich in chronische Hautprobleme, wie zum Beispiel Ekzem umschwenken kann. Offene Wunden sind erneute Infektionsquellen.

 

Hautkrebs bei Pferden?

Bei Verbrennungen der Haut werden diese Stellen meist knallrot und heiß. Haare fallen aus, die Haut verkrustet und es können sich gelegentlich auch Geschwüre entwickeln. Besonders die UV-A-Strahlung dringt in tiefer liegende Zelle vor und kann diese mutieren lassen. Hautkrebs ist daher nicht nur eine Erkrankung im human-medizinischen Bereich, sonderen auch Pferde können davon betroffen sein!

Antwort: Ja, Hautkrebs bei Pferden ist möglich.

 

Welche Pferde und Körperstellen sind besonders betroffen?

Viele Pferdebesitzer glauben zu wissen, dass hauptsächlich weiße Pferde sonnenbrandgefährdet sind. Das ist falsch! Ein großer Anteil von Schimmeln hat unter den weißen Haaren eine dunkle, fast schwarze Haut. Diese absorbiert die Sonnenstrahlen und filtert die gefährliche UV-Strahlen heraus. Damit sind Rappen, Füchse und Braune ebenso anfällig für Sonnenbrand, wie Schimmel und Schecken. Lediglich Stellen, an denen sie als Fohlen Abzeichen hatten, zeigen eine rosafarbige Haut. Bei vielen Schecken sieht man zwischen hellen und dunklen Flecken auch den Wechsel von schwarzer und rosa Haut. Diese wenig pigmentierten Hautstellen sind anfällig für Sonnenbrand.

 

Gibt es Albinos unter den Pferden?

Helle, weiße Pferde mit blauen Augen und rosaner Haut werden häufig als Albinos bezeichnet. Stattdessen bezeichnet man sie in Fachsprache als Cremello, Perlino oder Smokey Cream. Mit dem Begriff des Albinos wurde das Aussehen dieser Tiere lediglich vermenschlicht, was aber nicht korrekt ist. Für das Aussehen dieser hellen und wenig pigmentierten Tiere ist die doppelte Vererbung des Cream-Gens verantwortlich. Sie sind besonders anfällig für Sonnenbrand!

 

Welche Körperstellen sind besonders von Sonnenbrand betroffen?

Besonders geplagt sind rosafarbene, wenig pigemntierte Hautstellen, an denen zusätzlich wenig Fell oder Haare wachsen. Alle der Sonne zugewandten Körperteile sind betroffen, besonders aber:

  • Pferdemaul und Nüstern
  • Stirn und die gesamte Ohrfläche
  • rosafarbene Hautstellen um die Augen
  • Widerrist und Schultern
  • Rücken
  • Oberseite der Schweifrübe an der nur kleine Deckhaare wachsen
  • Innenseite der Beine
  • weiße Fesseln und Fesselbeugen
  • helle, weiße Beine mit rosa Haut 
  • rosa Hautareale bei Schecken (z. Bsp. Hals, Bauch, Kruppe)

 

Welche Symptome treten bei Sonnenbrand auf?

Erste Symptome einer Verbrennung zeigen sich nicht unmittelbar danach, sondern erst einige Stunden später. Den Schweregrad einer durch Sonne ausgelösten Verbrennung kann man in drei Stufen einteilen:

Stufe 1: Es handelt sich um einen leichten, dezenten Sonnenbrand. Hautirritationen lassen die betroffenen Stellen leicht gerötet erscheinen. Diese Stufe ist bereits mit Schmerzen für das Pferd verbunden. Die Haut ist unter Spannung und warm bis heiß.

Stufe 2: Die verbrannte Haut ist stark rot, warm und erste Blasen und Schwellungen haben sich gebildet. Die Tiere lassen sich ungern daran anfassen. Die Kontrolle durch einen Tierarzt ist ratsam.

Stufe 3: Die Haut ist sehr stark verbrannt, extrem rot und heiß. Tiefer liegende Entzündungsherde lösen häufig Fieber aus. Die beschädigte Haut löst sich und blättert ab. Offene Wunden können entstehen und einen neuen Infektionsherd bilden. Ein Tierarztbesuch ist unumgänglich. Häufig fühlen sich die Tiere schlapp, matt, energie- und kraftlos und machen einen krankhaften Eindruck.

 

Sonnenbrand-Prävention

Im besten Fall sorgt man dafür, das ein Sonnenbrand gar nicht erst zu Stande kommt. Folgende Tipps können dir dabei helfen, dein Pferd bestmöglich im Rahmen alles Machbaren vor der Sonne zu schützen:

  1. Sorge dafür, dass ausreichend Schattenplätze auf Koppeln und Paddocks vorhanden sind. Optional bietet sich auch ein großer Unterstand dafür an.

  2. Kurze intervallweise Koppelgänge können helfen, wenn keine Schattenmöglichkeiten gegeben sind.

  3. Wenn es die Anlage und Betreuung ermöglicht, können die Koppelgänge auf die Morgen- oder Abendstunden und die Nacht verlegt werden. 

  4. Achte darauf, dass dein Pferd genügend Wasser zur Verfügung hat. Über die warmen Sommertage hinweg haben sie einen erhöhten Bedarf an Wasser. Kein oder kaum Wasser kann in Verbindung mit extremer Hitze und wenig Schatten kann zu Überhitzung und Hitzeschlag führen.

  5. Ausritte in den Wald eignen sich gut, um der prallen Sonne zu entkommen. Der frische Wald tut Reiter als auch Pferd gut.

  6. Helle, rosa Hautstellen können mit Sonnencreme mit mind. Lichtschutzfaktor 30 eingecremt werden. Sie muss parfüm- und konservierungsmittelfrei sein. Ebenso dürfen keine ätherischen Öle darin enthalten sein. Oft reicht einmal einschmieren pro Koppelgang nicht. Die entsprechenden Hautstellen müssen mehrmals über den Tag verteilt eingeschmiert werden, um den gewünschten Schutz zu erlangen.

  7. Bei längeren Ausritten, die nicht durch den Wald führen, empfiehlt es sich, dem Pferd eine schützende Maske oder eine Schutzhaube für Maul und Nüstern aufzusetzen, um es vor der Sonne zu schützen.

  8. Bedenke die Wahl von Ölen mit Sorgfalt, denn einige Öle reflektieren die Sonnenstrahlen schneller und intensiver. Kokosöl bewährt sich gut zum Schutz vor Insekten, kann aber unter intensiver Sonneneinstrahlung negativ wirken.

  9. Eine Fliegen- oder im besten Fall UV-Schutzmaske schützt den gesamten Kopf. Viele dieser Masken haben eine angebrachte Haube, die auch das Maul bedeckt. Solche Maulhauben gibt es auch einzeln zu erwerben. Man bringt sie mit enem Klettverschluss an der Trense oder dem Halfter an. Einige Pferde zerstören leider sehr schnell solche Hauben, da sie daran herumspielen oder auf der Koppel an Zweigen, Ästen, Sträuchern und Ähnlichem hängen bleiben.

  10. Einfache Hufglocken aus Neopren schützen die Fesselbeuge vor Verbrennungen. Sonnencreme hält an dieser Stelle schlecht.

  11. Bei besonders sonnebrandgefährdeten Pferden, die zudem eine wenig pigmentierte Haut besitzen, bietet sich eine Ganzkörper-UV-Schutz-Decke an. Diese ist relativ leicht und besitzt luftdurchlässige Löcher, damit das Pferd darunter nicht "zu Tode schwitzt". Sie besitzen ein individuell verstellbares Halsteil, das man bei Bedarf auch entfernen kann. Von Genick bis Schweifrübe ist der gesamte Körper bestmöglich geschützt.

 

Was tun, wenn die Haut verbrannt ist?

Leidet das Pferd an einem Sonnenbrand, empfiehlt es sich, den direkten Kontakt mit der Sonne zu vermeiden. Ein, zwei Stunden Koppelgang in den Morgenstunden sind ok, solange die Sonne noch nicht zu stark geworden ist. Schatten ist äußerst wichtig, genauso wie ausreichend Wasser, da die Tiere in den meisten Fällen dehydriert sind.

Kühlen: Die Haut kann mit kühlem Wasser, feuchten Umschlägen, Quarkumschlägen und Kühlgel beruhigt und gekühlt werden. Auch ein starker kalter Kamillentee kann zur Kühlung benutzt werden. Eis und Kühl-Packs aus dem Gefrierschrank führen oft zu Kälteverletzungen der Haut und zu Kreislaufproblemen. Sie sind daher nicht geeignet.

Pflegen: Nach der Kühlung ist dafür zu sorgen, dass sich die zerstörten Hautareale regenerieren. Keinesfalls sollen die betroffenen Stellen mit fetthaltigen Salben eingecremt! Dadurch kann die angestaute Hitze nicht entweichen und mögliche Entzündungen verschlechtern sich. After-Sun-Lotionen beruhigen die betroffenen Stellen. Dexpanthenol (oder auch Panthenol oder Provitamin B5 genannt) spendet Feuchtigkeit und pflegt die gereizten Stellen optimal. Juckreitz und das bekanntliche Brennen auf der Haut wird sehr gut durch ein leichtes Mikrosilbergel mit Hyaluron gelindert. Eine Wund- und Heilsalbe darf in der Stallapotheke nicht fehlen.

Bei tiefen, aufgerissenen Wunden, empfiehlt es sich, den Tierarzt zu kontaktieren.

 

Extra-Tipps

Sowohl zur Prävention, als auch zur Behandlung bei Sonnenbrand eignet es sich, gefährdete oder betroffene Stellen mit Heilerde-Paste zu behandeln. Die Paste ist in Drogeriemärkten oder Apotheken erhältlich. Dabei muss die Paste schön dick auf die Hautstellen aufgetragen werden. Über den Tag hinweg trocknet die Heilerde ein, kühlt und schütz vor den Sonnenstrahlen. Hat das Pferd bereits Sonnenbrand, kann die Heilerde vorsichtig auf die betroffenen Stellen gegeben werden. Sie kühlt, beruhigt die Haut und beschleunigt den Heilungsprozess, da sie von innen heraus den Entzündungsherd bekämpft. Neben den positiven Effekten der Heilerde, führt sie zu Trockenheit der Haut. Eine nachfolgende Behandlung mit feuchtigkeitsspendenden Lotionen oder einem Mikrosilbergel mit Hyaluron ist empfehlenswert.

 

Fazit

Sonnenbrand kann bei jedem Pferd auftreten. Ein genaues Beobachten deines Pferdes kann jedoch dazu beitragen, das du Sonnenbrand frühzeitig erkennst und handelst. Das und ein optimaler Schutz erspart deinem Pferd Schmerzen und erhält insbesondere seine Hautgesundheit.

Foto: www.phopress.de I Emma Seifert

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